k.l.a.s. 2007 (the 13th year)
  
NORDOST
von Torsten Buchsteiner

19. Juli - 01. September 2007

als Gemeinschaftsproduktion mit dem
Theater KOSMOS Bregenz
27. September – 21. Oktober 2007
 


… aber Mowsar sitzt nur breitbeinig lässig im Stuhl, die Kalaschnikow auf den Knien und gibt knappe Antworten. Das Hauptziel ist erreicht. Maximale Medienpräsenz. Und die mit Tschadors behängten Tschetscheninnen um ihn herum? Kein Politiker hat bisher die Frage gestellt, warum diese russisch sprechenden Mädchen - manche nicht älter als 20 - sterben wollten, nicht Kinder, sondern Bomben am Bauch trugen …
 


Am 23. Oktober 2002 um 21:05 Uhr besetzen 42 Tschetschenen das Moskauer Theater an der Dubrowka während der Vorstellung des Musicals NORD-OST. Sie nehmen 850 Zuschauer, Schauspieler und Angestellte als Geisel. Ihr Anführer Mowsar Barajew fordert den Abzug der russischen Truppen aus Tschetschenien und droht damit, das Theater zu sprengen.

Am dritten Tag stürmt die militärische Eliteeinheit Alfa das Theater mit Hilfe eines bis heute unbekannten Betäubungsgases. 129 Geiseln sterben an den Nachwirkungen des Gases oder an mangelnder medizinischer Versorgung.

Torsten Buchsteiner rekonstruiert die Ereignisse aus der Sicht dreier Frauen, die aus unschiedlichen Perspektiven ihre Gefühle während der für sie lebensverändernden, 57 Stunden dauernden Geiselnahme.

Ohne Schuldfragen aufzuwerfen wird in drei schonungslosen nebeneinander stehenden Gedankenprotokollen das Thema Terrorismus verhandelt.

ZURA eine tschetschenische Schwarze Witwe, die nach dem Tod ihres Mannes durch russische Soldaten vor diesen in den Untergrund flüchtet, in Barajews islamischer 'Widerstands'(Terror-)gruppe 'Schutz' findet, sich zur Selbstmordattentäterin ausbilden lässt und mit 41 weiteren Tschetschenen das Theater angreift.

TAMARA eine lettische Witwe – ihr Mann (ein russischer Soldat) beging, traumatisiert von den Kriegsereignissen in Grosny, nach seiner Rückkehr Selbstmord – deren Tochter und Mutter im Theater sind, die als Ärztin für Innere Medizin in jener Nacht Dienst hat und die Geiseln - im Theater(!) - medizinisch versorgt.

OLGA eine russische Buchhalterin, die mit ihrem Mann und ihrer Tochter als Geisel genommen wird.

Es gelingt das Kunststück, das hochkomplexe Thema "Terror" ins Exemplarische zu verdichten. Trotz des Gewaltszenarios ist es ein fast intimes Stück: ein Stück, in dem nur drei Stimmen, die von Zura, Tamara und Olga, zu hören sind, einzeln zunächst, dann sich begegnend, sich kreuzend, sich verwebend, und schließlich wieder in der Vereinzelung, allein. Monologe, Dialoge, Trialoge - dazu ein Prolog und ein Epilog: Das Stück hat einen fast klassischen Aufbau, und es hat einen Rhythmus, eine Beschleuni¬gung, eine emotionale Kompression, die anrührt, erschreckt, schockt. Ein Wahnsinnsaugenblick der Zeitgeschichte.
Gerhard Jörder, ZEIT

Drei Monate nach Ende des blutigen Dramas feierte das Musical im neu renovierten Theater seine Wiederaufführung und tourt nach vier erfolgreichen Jahren in Moskau durch Russland.

www.klas.at
 
 

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